Der Witwen-Effekt: Kann Trauer die Sterblichkeit des überlebenden Partners erhöhen?

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Der Tod eines Ehepartners kann eine der tragischsten Erfahrungen sein, durch die jemand gehen kann. Er kann schweren Kummer, emotionale Schmerzen und Depressionen verursachen. Aber kann er auch zum Tod der Witwe oder des Witwers führen? Lasst uns die traurige Realität des Witwen-Effekts verstehen.

Was ist der Witwenschaftseffekt?

Der Witwenschaftseffekt bezieht sich darauf, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Witwe oder ein Witwer nach dem Tod des geliebten Partners aus emotionalem Schmerz stirbt, wahrscheinlich steigt. Dieses Phänomen wird meist bei älteren Menschen beobachtet, die ihren langjährigen Ehemann oder ihre Ehefrau verloren haben.

Der Tod eines Ehepartners kann eine Ehe zerrütten und die körperliche, emotionale und geistige Gesundheit des überlebenden Ehepartners beeinträchtigen. Da Trauer eine sehr persönliche Erfahrung ist, kann jemand den Verlust eines Ehepartners jahrelang betrauern, während andere für einen relativ kurzen Zeitraum trauern können. Wenn die Trauer jedoch zu intensiv wird, kann die Person innerhalb kurzer Zeit nach dem Verlust ihres langjährigen Partners sterben.

Das Phänomen des Witweneffekts wurde von vielen Forschern beobachtet und Experten glauben, dass der Tod eines Ehepartners das Sterberisiko des überlebenden Partners tatsächlich erhöhen kann. Eine Studie aus dem Jahr 2013 besagt: „Verwitwet zu werden ist mit einem um 48 % erhöhten Sterberisiko verbunden.“

Der enge Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und Verwitwung macht deutlich, wie wichtig die Gesundheit und die soziale Unterstützung einer Person für die Sterblichkeit einer Witwe oder eines Witwers sind.

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Was ist die Ursache für den Witweneffekt?

Warum hat eine kürzlich verwitwete Person ein höheres Sterberisiko? Und inwieweit besteht die Gefahr, dass sie selbst sterben? Experten versuchen immer noch herauszufinden, was die genauen Ursachen sein können, die das Risiko für jemanden erhöhen, der seinen Ehepartner durch den Tod verloren hat. Es wird jedoch vermutet, dass es sich um einen mit der Trauer verwandten Mechanismus handeln könnte.

Hier sind einige andere wahrscheinliche Ursachen für den Witweneffekt –

  • Mangelnde Selbstpflege durch den überlebenden Ehepartner, wenn ein Ehepartner krank wird oder nach dessen Tod
  • Wenn ein Ehepartner erkrankt, kann auch der andere Ehepartner krank werden, während er sich um seinen leidenden Partner kümmert

Aber wie verbreitet ist der Witwen-Effekt?

Eine Studie aus dem Jahr 2008 macht deutlich, dass der Witweneffekt bei 30-90% der älteren Menschen, deren Ehepartner gestorben ist, innerhalb der ersten drei Monate auftritt. Etwa 15 % der älteren Witwen oder Witwer können jedoch in den Monaten danach vom Tod bedroht sein. Die Wahrscheinlichkeit des Todes war mit 66% in den ersten 3 Monaten am höchsten.

Trotzdem ist das Phänomen nicht nur auf ältere Menschen beschränkt. „Der Witweneffekt wurde bei Männern und Frauen jeden Alters auf der ganzen Welt gefunden“, heißt es in der Studie weiter. Das Risiko des Witwenschaftseffekts kann sowohl bei trauernden Männern als auch bei Frauen „für fast alle Ursachen, einschließlich verschiedener Krebsarten, Infektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ansteigen.“

Negative Auswirkungen des Witwenstandes

Es gibt einige häufige gesundheitliche Probleme, die durch das Auftreten des Witwenschaftseffekts bei einem trauernden Ehepartner entstehen können, von denen einige im Folgenden genannt werden

1. Psychische Gesundheitsprobleme

Die durch den Tod eines Ehepartners verursachte Trauer kann die psychische Gesundheit der Witwe oder des Witwers ernsthaft beeinträchtigen und zu verschiedenen psychischen Problemen führen. Forscher/innen haben einen engen Zusammenhang zwischen Witwenschaft und psychischen Erkrankungen festgestellt.

„Verwitwete Menschen haben ein hohes Risiko für häufige psychische Störungen“, heißt es in einer Meta-Analyse über psychische Störungen bei Verwitwung. Die Vorfreude auf den Tod des Partners oder Ehepartners und die Anpassung daran führen oft zu –

  • Stress
  • Angstzuständen
  • Depressionen
  • Verlängerte Trauerstörung (PGD)
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)
  • Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen
  • Kognitive Verschlechterung
  • Müdigkeit, Erschöpfung oder geringe Energie

Forscher glauben, dass „der Tod des Partners lang anhaltende Folgen für die psychische Gesundheit hat und zu einer deutlich langsameren Anpassung an die Witwenschaft führt.“ Die psychischen Auswirkungen können jedoch für Männer (Witwer) und Frauen (Witwen) unterschiedlich sein.

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Auswirkungen der Witwenschaft sind bei den depressiven Symptomen besonders ausgeprägt. Männer neigen nach dem Tod eines Ehepartners eher zu Depressionen als Frauen, da ihnen in der Regel eine starke soziale Unterstützungsgruppe fehlt, die ihnen durch ihren Verlust hilft. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass Frauen nach dem Tod eines Partners oder Ehepartners keine schweren Depressionen erleben.

Weitere Studien haben gezeigt, dass der Witweneffekt auch bei kognitiv gesunden Erwachsenen über 50 Jahren das Risiko für einen starken kognitiven Rückgang erhöhen kann.

2. Das Syndrom des gebrochenen Herzens

Trauer, Trauma und Stress durch den Tod eines geliebten Menschen können zum Auftreten des Syndroms des gebrochenen Herzens führen. Es wird auch als Takotsubo-Kardiomyopathie oder stressbedingte Kardiomyopathie bezeichnet und ist eine Herzerkrankung, die durch schweren emotionalen oder körperlichen Stress ausgelöst wird.

Das Syndrom des zerbrochenen Herzens ist eine vorübergehende linksventrikuläre Dysfunktion, bei der sich die primäre Pumpkammer des Herzens in ihrer Form verändert und dadurch die Fähigkeit des Herzens beeinträchtigt wird, das Blut richtig zu pumpen.

Forscher/innen haben herausgefunden, dass das Syndrom des zerbrochenen Herzens häufig bei verwitweten Frauen und Männern auftritt, obwohl es häufig als akutes Koronarsyndrom fehldiagnostiziert wird. Weitere Studien haben gezeigt, dass es zwar keinen starken Zusammenhang zwischen Verheiratetsein und dem Takotsubo-Syndrom gibt, dass aber eine Scheidung/Trennung oder Verwitwung mit einem erhöhten Risiko für das Syndrom des gebrochenen Herzens verwandt ist.

Das Syndrom des zerbrochenen Herzens ist zwar nicht unbedingt eine Todesursache für ältere Menschen, die unter dem Witweneffekt leiden, aber es ist sicherlich eine Auswirkung des Trauerprozesses und kann die Sterblichkeit beeinflussen.

3. Veränderungen bei Appetit und Gewicht

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Verwitwung einen starken negativen Einfluss auf das Essverhalten, die Nahrungsaufnahme und die Gewichtsveränderung bei älteren Witwen oder Witwern haben kann. Es wurde festgestellt, dass sie eher –

  • weniger essen
  • allein zu essen
  • weniger hausgemachte Mahlzeiten zu sich nehmen
  • weniger Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen
  • mehr kommerzielle Mahlzeiten pro Woche zu sich nehmen

Leider stellten die Forscher fest, dass die verwitweten Personen gerne weniger Mahlzeiten und weniger Portionen aßen. Infolgedessen verloren sie innerhalb kurzer Zeit eine erhebliche Menge an Gewicht.

Sie fühlten sich während der Mahlzeiten weniger zufrieden und erfüllt, weil ihnen die Gesellschaft beim Essen fehlte. „Verwitwete Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen Gewichtsverlust. Das kann durchaus auf den verminderten Appetit und Genuss ihrer Mahlzeiten zurückzuführen sein“, erklären die Forscher.

Die Rolle der sozialen Unterstützung beim Witwen-Effekt

Der Tod eines Ehepartners kann starke Auswirkungen auf das soziale Leben des überlebenden Partners haben. Studien zeigen, dass sich das Ausmaß der sozialen Teilhabe durch den späten Witwenstand oft verändert. Sie kann sich sowohl auf formelle soziale Rollen wie die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen, Treffen oder ehrenamtlichen Verpflichtungen auswirken als auch auf informelle soziale Rollen wie soziale Interaktionen mit der Familie und Freunden, sei es persönlich, per Telefon, per SMS usw.

Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass der Witweneffekt oft zu einem „höheren Maß an informeller sozialer Teilhabe“ führen kann, da die soziale Teilhabe vor dem Tod des Ehepartners oder der Ehepartnerin aufgrund von gesundheitlichen Problemen oft abnimmt. Nach dem Verlust des Partners kann sie durch die Unterstützung von Familie, Freunden und geliebten Menschen drastisch ansteigen.

Allerdings kann es nicht jeder, der den Witweneffekt erlebt, wollen oder haben die Unterstützung, um das Niveau der sozialen Teilhabe zu ändern. Deshalb haben einige ältere Menschen ein hohes Risiko, an Einsamkeit zu leiden, nachdem sie Witwer oder Witwe geworden sind.

Witwenschaft und Einsamkeit

Der Verlust eines langjährigen Partners kann ein emotionales Vakuum hinterlassen, das nur schwer zu füllen ist und zu Gefühlen der Leere und Hoffnungslosigkeit führen kann. „Nach langjährigen Ehen sind diese älteren Menschen mit Einsamkeit konfrontiert, sowohl zu Hause als auch innerlich, was sehr oft depressive Störungen triggert“, erklären Forscher.

Einige ältere Menschen, die den Witweneffekt erleben, können sich auch bewusst zurückziehen und sich aufgrund von Trauer und emotionalem Schmerz sozial isolieren, was zu weiteren depressiven Symptomen führt.

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Wie soziale Unterstützung dir helfen kann

Starke soziale Beziehungen können die negativen Auswirkungen von Einsamkeit und Stress, die mit dem Witwenstand verbunden sind, abmildern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 „könnte soziale Teilhabe das Sterberisiko für verwitwete Personen durch die Erhöhung der physischen, psychischen und sozialen Vitalität verbessern und sogar mehr soziale Unterstützung während der sozialen Teilhabe erhalten.“

Der Verbleib in einer sozialen Gruppe kann verwitweten Menschen helfen, den Auswirkungen des Witweneffekts entgegenzuwirken. Soziale Unterstützung, positive Beziehungen und soziale Interaktionen können depressive Symptome verringern und den Trauerprozess für Witwen oder Witwer reibungsloser machen.

Wie man den Witwenschaftseffekt überlebt

Der Verlust eines Partners oder Ehepartners kann sich wie das Ende der Welt anfühlen. Es gibt jedoch bestimmte Schritte, die du unternehmen kannst, um mit dem Verlust fertig zu werden, dem Witwen-Effekt entgegenzuwirken und mit der Heilung zu beginnen.

Wenn du den Verlust eines Partners oder einer Partnerin verkraften musst, dann können dir diese Schritte helfen –

1. Akzeptiere deinen Verlust

Trauer ist für jeden eine andere Erfahrung und egal, wie du mit deiner Trauer umgehst und den Verlust deines geliebten Menschen betrauerst – es ist absolut in Ordnung. Wenn du kannst, versuche jedoch, deine Realität und die Tatsache zu akzeptieren, dass dein/e Partner/in an einen besseren Ort gegangen ist.

Erkenne deine Gefühle an, statt sie zu unterdrücken. Wenn du deine Gefühle verleugnest oder dich gegen die Wahrheit sträubst, wird sich der Trauerprozess nur verlängern.

2. Verstehe, dass dein Leben anders sein wird

Dein Leben wird nie wieder so sein wie vorher, das ist die traurige, harte Wahrheit. Das Leben, das du vor dem Tod deines Partners geführt hast, existiert nicht mehr. Je mehr du versuchst, an diesem Leben festzuhalten, desto schwieriger wird es für dich sein.

Lerne langsam, die Vergangenheit loszulassen und herauszufinden, wie dein Leben in Zukunft aussehen kann, während du die schönen Erinnerungen an deinen Partner in deinem Herzen bewahrst. Statt in der Vergangenheit zu leben, erforsche, wie dein Leben jetzt anders sein wird. Dein Blick sollte auf die Zukunft gerichtet sein, ohne die Vergangenheit mitzuschleppen.

3. Suche nach Unterstützung

Sprich mit Menschen, die du liebst, über deine Gedanken und Gefühle. Sprich mit vertrauten Familienmitgliedern und Freunden offen über den Witweneffekt, den du erlebst. Isoliere dich nicht und mache es möglich, dass du dich an sie wendest.

Wenn du dich danach fühlst, sprich mit einem Psychologen oder einem Therapeuten, damit sie lernen, wie du dich an dein neues Leben anpassen und weiterziehen kannst.

4. Praktische Übungen zur Selbstpflege

Der Verlust deines Ehepartners kann in vielerlei Hinsicht verheerend sein. Er kann dein Leben und deine Selbstfürsorge völlig verändern. Aber es ist sehr wichtig, dass du dich um dich selbst kümmerst und gesunde Wege findest, um die Leere in deinem Leben zu füllen. Versuche, dich mit Dingen zu beschäftigen, die du liebst, Interessen zu suchen oder dich ehrenamtlich zu engagieren, um denen zu helfen, die es brauchen.

Weitermachen

Es ist nie leicht, nach dem Verlust deines Partners weiterzumachen. Aber es ist etwas, das wir letztendlich tun müssen. Jeder von uns geht mit der Trauer auf seine eigene Art und Weise um. Es gibt also kein bestimmtes Zeitlimit, um den Witweneffekt zu überwinden.

Achte einfach darauf, dass du dich um deine körperliche und geistige Gesundheit kümmerst, mit deinen Lieben verbunden bleibst und die Erinnerung an deinen verstorbenen Partner in Ehren hältst.

Häufig gestellte Fragen (FAQs):

Gibt es den Witwenschaftseffekt wirklich?

Ja, den Witweneffekt gibt es wirklich. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters auf der ganzen Welt den Witwenschaftseffekt erleben können.

Wie lange hält der Witwenschaftseffekt an?

Trauer ist eine sehr persönliche Erfahrung und jeder von uns erlebt sie auf seine eigene Weise. Daher gibt es keine bestimmte Zeitspanne, wie lange die Trauer oder der Witweneffekt anhalten kann. Es kann ein paar Monate bis zu mehreren Jahren dauern, je nach Person und der Bindung, die sie mit ihrem Ehepartner geteilt hat.

Was ist die Witwensterblichkeit?

Witwenschaft ist eng mit der Sterblichkeit verbunden. Witwe oder Witwer zu sein, kann den Risikofaktor für die Sterblichkeit erhöhen. Studien zeigen, dass „Verwitwet zu werden mit einem um 48% erhöhten Sterberisiko verbunden ist.“

  • Klara Lang

    Hallo! Ich bin ein in Frankfurt ansässiger zertifizierter Life Coach und Vertreter mentaler Gesundheit. Ich bin jemand, der seinen Weg durch das Leben finden will. Ich lese gerne, schreibe auch und reise gerne. Ich würde mich als einen Kämpferin bezeichnen, eine Philosophin und Künstlerin, aber alles in allem, bin ich ein netter Mensch. Ich bin eine Naturbezogene Person, jedoch, sehr verliebt in Technologie, Wissenschaft, Psychologie, Spiritismus und Buddhismus.Ich arbeite mit allen Arten von Menschen, um ihnen zu helfen, von deprimiert und überwältigt, zu selbstbewusst und glücklich in ihren Beziehungen und in ihrer Welt, zu gelangen. Im Bereich meiner Interessen, sind auch die Kriegskunst und Horrorfilme. Ich glaube an positive Taten mehr, als an positives denken.